„Das ist Wahnsinn. Sie sind die Hollywoodstars hier – und ich hab‘ sie geschlagen!“ Mit diesem – sinngemäßen – Zitat hatte der US-Skiläufer Daron Rhalves seinen größten Erfolg – die Goldmedaille im Super-G bei den Skiweltmeisterschaften 2001 in St. Anton am Arlberg gefeiert. Während sich das von den Medien gehypte ewige Duell zwischen Stephan Eberharter und Hermann Maier nur auf den Plätzen abspielte, wurde der Kalifornier aus Walnut Creek zur Nummer 1 auf der Karl-Schranz-Piste. Damit zierte er im „Mutterland des Skilaufs“ die Titelblätter von Kronenzeitung & Co.
Es funktioniert noch immer
Österreichische Skifahrer in Österreich herauszufordern oder gar zu schlagen, war nicht nur in der „Goldenen Skigeneration“ ein heimisches Medienereignis ersten Ranges. Das Phänomen funktioniert auch heute noch. Kommunikationsstrategen aus der heimischen Tourismusbranche wissen das für sich zu nutzen. Manchmal werden sie dabei von den zusätzlichen PS des PR-Turbos aber selbst überrascht.
Rückblende auf den 21. Jänner 2017:
Der oberösterreichische Tourismusdirektor Thomas Scholl und sein Team bereiten ein Pressegespräch für 25.1. in Wien vor. Die Region Pyhrn-Priel will sich in der Bundeshauptstadt der Öffentlichkeit präsentierten. In der Medieneinladung wird auch ein Weltcup-Skiläufer genannt, der bei diesem Termin gerne für ein Pressefoto zur Verfügung steht – sein Name: Dave Ryding, ist 30 Jahre alt, 4-facher britischer Slalommeister, und kommt aus der englischen Kleinstadt Chorley nahe Manchester, das eher für Fußball als für Skilauf bekannt ist.
Gewohnt sind Scholl & Co – laut eigener Aussage – „Pressetermine in Oberösterreich mit 5-10 Journalisten“. Dass sich in der Bundeshauptstadt zu diesem Zeitpunkt schon rund 20 Kollegen angemeldet hatten, stimmte die Organisatoren daher durchaus zufrieden.
22. Jänner 2017:
Der rot-weiß-rote Weltcup-Dominator Marcel Hirscher gewinnt Kitzbühel. Die Sensation liefert aber Dave „The Rocket“ Ryding, der Mann auf dem Stockerlplatz. Ein britischer Slalomartist, der auf seinem Skihelm für die oberösterreichische Region Pyhrn-Priel wirbt, hat den Ganslernhang „gerockt“, wird Zweiter, nachdem er zur Halbzeit des Ski-Klassikers sogar noch in Führung gelegen war.
23. – 25. Jänner 2017:
Unaufhörlich klettert die Zahl der für das Pressegespräch der Region Pyhrn-Priel angemeldeten Journalisten im Organisationsbüro von Thomas Scholl in die Höhe, bis schließlich am Tag des Events selbst 88 (!) Journalisten in der Teilnehmerliste eingetragen sind. Dave „The Rocket“ Ryding rockt also nicht nur den Ganslern, sondern auch den Tourismus-Pressetermin. Der Tourismusdirektor glaubt sich fast im falschen Film, und ist ob des Zuspruchs naturgemäß begeistert.
Sein Ski-Werbeträger aus Großbritannien, der einen ansehnlichen Anteil seiner – vergleichsweise – kargen Profieinnahmen dazu verwendet, um den britische Skiverband dafür zu bezahlen (!), dass er sich durch den Stangenwald am Ganslernhang boxen, darf ist – zumindest in den Alpenländern – zum Star geworden. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf Pyhrn-Priel, die Wintersportregion mit touristischem Ganzjahrespotenzial.
PR-Turbo rockt Tourismusbudget
Für den WM Slalom in schweizerischen St. Moritz am 19. Februar zählt Dave Ryding nun zu den Mitfavoriten. (Dave Ryding-Audio 0:07 Min)
Die Spannung steigt, erzählt mir Tourismusdirektor Thomas Scholl im folgenden Audio-Interview. Nachdem das explosionsartig gestiegene Medieninteresse schon die Rechnung für Speisen und Getränke beim Wiener Pressetermin der Tourismusregion Pyhrn-Priel etwas höher ausfallen lassen als erwartet, könnte Ryding bald auch das Projektbudget des Touristikers insgesamt „rocken“. Dass sich Scholl nun damit auseinandersetzen muss, dass seine Region nicht nur einen sportlichen PR-Turbo, sondern bald einen Slalom-Weltmeister unter Vertrag haben könnte, war definitiv nicht geplant. (Thomas Scholl-Audio 1:05 Min)
Präsentieren im untenstehenden Bild die Kitzbüheler Gams: Dave Ryding (m.) & Thomas Scholl (l.)
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