Aus für Dieselloks im Triestingtal bis 2030 bekannt gegeben

Dreißig Mal pro Tag fahren Dieselloks oder Triebwagen heute täglich im ÖBB-Eisenbahnverkehr auf der Triestingtalbahn zwischen Weissenbach und Leobersdorf. Spätestens 2030 soll damit Schluss sein. Für den Anblick der gewohnten Dieselloks (wie auf unserem Bild vom Schienenübergang in der Bahngasse der Stadtgemeinde Berndorf) stehen die Ampeln auf Rot. Sie werden durch Schienenfahrzeuge ersetzt, die ihren Antrieb aus erneuerbaren Energieträgern speisen.

100 Prozent erneuerbare Energie angestrebt

Verantwortlich für diese heute in der Wiener Konzernzentrale der ÖBB präsentierte Planung ist die „Klimaschutzstrategie für eine noch grünere Bahn“, die 2030 ausschließlich auf grünen Strom setzt. Diese Vision wurde vom Unternehmen in Partnerschaft mit Greenpeace entwickelt. Zwar ist die Bahn in schon 2018 das österreichische Klimaschutzunternehmen, weil heute 92 Prozent des Gesamt-Verbrauchs der Bahn bereits aus erneuerbaren Energieträgern gedeckt wird.

Egit-Mathae-kompZum Bild: Alexander Egit (li., Greenpeace) und Andreas Matthä (re., ÖBB) präsentieren eine Klimaschutzoffensive der Bahn, die nicht ohne Folgen für das Triestingtal bleibt.

Was der Bahn noch fehlt…

Zu den 8 Prozent, die noch auf das selbst gewählte Klimaschutzziel (zur ÖBB-Presseaussendung geht’s hier) fehlen, zählen auch Nebenbahnstrecken der ÖBB, die nicht elektrifiziert sind, sondern mit Dieselloks befahren werden – darunter auch die Triestingtalbahn. Mit großen Investitionen für kleine Bahnstrecken tut man sich schwer. Auch deshalb sind diese letzten 8 Prozent bis 2030 schwierig aufzuholen. Sogar als „Herkulesaufgabe“ bezeichnet das Alexander Egit, Geschäftsführer Greenpeace in Zentral- und Osteuropa bei der Präsentation.

Ob eine Nebenbahnlinie innerhalb des kommenden Jahrzehnts auch tatsächlich elektrifiziert wird, hängt vom Ergebnis einer Wirtschaftlichkeitsrechnung für exakt diese Strecke und von den entsprechenden Verkehrsbestellungen sowie der Transportfrequenz für Personen und Frachten in der betroffenen Region ab, ergänzt ÖBB Holding AG-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä.

… sollte dem Triestingtal nützen statt schaden

Was heißt das für die öffentliche Bahnanbindung des Triestingtales ab dem Jahr 2030? Nun, realistisch ist eine durchgehende Elektrifizierung der Strecke von Wittmannsdorf bis Weissenbach – aus heutiger Sicht – wohl nicht wirklich. Am wahrscheinlichsten ist derzeit die Umstellung auf sogenannte hybride Schienenfahrzeuge, die mit einer Brennstoff- oder Batteriezelle ausgestattet sind, und am Anfang wie am Ende der Strecke – erforderlichenfalls auch zwischendurch – mit Strom aufgeladen werden. Die technologische Entwicklung ist hier noch lange nicht an ihrem Ende angelangt. Zusätzlich zeigen sich die ÖBB offen für Kooperationsideen mit lokalen Energiepartnern.

Regionale Interessen gemeinsam vertreten

Bleibt zu hoffen, dass das auch für die Weiterentwicklung des öffentlichen Verkehrs im ganzen Triestingtal gilt. Eine regionalpolitische Willensbildung, die nicht nur den Erhalt, sondern den Ausbau einer umweltschonenden Anbindung des Triestingtals an die umliegenden Verkehrsnetze zum Ziel hat, wird so zu einer der wichtigsten Aufgaben der kommunalen Zusammenarbeit in den nächsten zwölf Jahren. Im Sinne der Lebensqualität, aber auch der Kapazitäten des wirtschaftlichen Standortes im Tal sollte das in jedem Fall sein.

Der bevorstehende Technologiewechsel bei den ÖBB böte die Chance, die Leistungsfähigkeit der Triestingtalbahn zu steigern anstatt das Ende für den öffentlichen Bahnverkehr im Triestingtal einzuleiten.