Von Ilse BICHLER (Autorin) – Während meiner Zeit als Teammitglied bei „Peter Bichler PR-Beratung“ kam ich bereits mit Unternehmen und Institutionen mit internationalem Aktionsradius in Kontakt (beispielsweise aus der Industrie- und Messeveranstalterbranche). Neben meiner beruflichen Tätigkeit studiere ich Internationale Betriebswirtschaftslehre an der WU Wien.
Durch den internationalen Bezug in meinem Studium war von Anfang an klar, dass ich ein Auslandssemester absolvieren werde. Zusätzlich haben die Erfahrungen aus meinem Berufsleben mein Interesse an fremden Kulturen weiter gesteigert. Bei der Bewerbung für meinen Auslandssemesterplatz habe ich mich bewusst für ein südostasiatisches Land entschieden, da ich die Chance nutzen wollte, um ein halbes Jahr an einem Ort zu leben, der mir eine andere Kultur und differenzierte Lebensweise näherbringt.
Start in eine „neue Welt“
Nach circa einem Jahr der Vorbereitung und Vorfreude auf dieses unvergessliche Abenteuer war es dann endlich so weit: Am 2.2.2020 habe ich mich von Österreich verabschiedet und meine Reise Richtung Indonesien gestartet. Nach einer Reisedauer von über 24 Stunden bin ich in Yogyakarta, Java, Indonesien angekommen. Schon der Weg vom Flughafen zu meiner Unterkunft war ein erstes kleines Abenteuer. Bloß durch einen Blick aus dem Taxifenster war klar erkennbar, dass ich mich an einem Ort befinde, der sich stark von allem unterscheidet, was ich bis jetzt kennengelernt habe.

Vor allem in den ersten Tagen war mir Marlis, eine indonesische Studienkollegin (UNIVERSITAS GADJAH MADA) eine große Hilfe, da zu Beginn alles neu ist und man schon mit den alltäglichsten Dingen überfordert ist. Der größte Unterschied, der mir im Vergleich zu meiner „homeuniversity“ (WU Wien) aufgefallen ist, war, dass die Fakultät (Fakultas Ekonomika dan Bisnis) um einiges kleiner war und man sich am Campus gekannt hat. Außerdem kamen die Noten durch diverse Leistungen während des Semesters zustande und waren nicht nur von einer Endprüfung abhängig.
Ein Sprung ins kalte Wasser
Eines meiner Highlights war mein erster Ausflug mit dem „eigenen“ Scooter (Motorrad). In Indonesien ist es üblich überall mit dem Scooter hinzufahren. Die Einheimischen schaffen es, auch die unvorstellbarsten Dinge darauf zu transportieren, angefangen von Hühnern bis hin zu Möbelstücken. Dementsprechend viele Verkehrsteilnehmer gab es auch. Bei diesem Ausflug hat ein indonesischer Guide andere Austauschstudenten und mich zu einem eindrucksvollen Wasserfall mitgenommen. Nach der schon an und für sich aufregenden Fahrt auf den indonesischen Straßen ging es auf eine kleine Wanderung durch den Dschungel (siehe Foto) und schließlich sind wir bei einem wunderschönen Wasserfall angekommen. Ohne zu zögern, haben wir uns in dem erfrischenden Wasser abgekühlt. (Außentemperatur: ca. 30 Grad)

Jedes Mal, wenn ich diese Geschichte erzähle, werde ich Dinge gefragt wie: „Aber hast du keine Angst gehabt, dass da Schlangen oder so im Wasser sind?“ Und die Antwort ist Nein, dieser Gedanke ist mir nicht einmal gekommen. Allerdings ist diese Frage sehr repräsentativ für die Reaktionen auf mein Auslandssemester. Bereits vor meinem Abflug wurde ich gefragt: „Hast du keine Angst, so weit weg zu sein von zu Hause, und das ganz allein?“ „Hast du keine Angst als blonde Frau in einem Land, wo über 80 % der Bevölkerung Muslime sind?“ Und meine Antwort auf all diese Fragen ist Nein, denn es gibt keinen Grund Angst zu haben.

Meine Intention mit diesem Auslandsaufenthalt war es, etwas für mich komplett Neues kennenzulernen und mit Offenheit auf eine andere Kultur zuzugehen und diese kennenzulernen. Von dem Zeitpunkt meiner Entscheidung, mich für ein Auslandssemester in Indonesien zu bewerben, weg habe ich keine Angst gehabt. Auch während meines gesamten Aufenthalts gab es keinen Grund zur Angst. Die indonesische Bevölkerung ist sehr zuvorkommend, freundlich und hat sich gefreut, wenn man interessiert war, mehr über ihre Lebensweise zu erfahren.
Die indonesische Lebenseinstellung hat mich Gelassenheit gelehrt. Oft sind Dinge nicht so gelaufen wie geplant/gedacht, dennoch hat im Endeffekt alles funktioniert. Die Dinge laufen einfach etwas anders und entspannter. Spontaneität wird großgeschrieben. Natürlich, wenn man sich strikt darauf verlässt, dass alle Pläne pünktlich eingehalten werden, kann man schnell frustriert werden, da das einfach nicht passiert. Wenn man allerdings offen dafür ist, die für einen selbst etwas unübliche Verhaltensweise anzunehmen, öffnet einem das ganz neue Möglichkeiten. Die spontansten Unternehmungen sind doch oft die Schönsten.
„Go with the flow“
Meine niederländische Mitbewohnerin und ich haben uns „go with the flow“ zum Lebensmotto gemacht. Auf Deutsch „gehe mit dem Fluss“, diese Phrase soll einfach bedeuten, Dinge auf einen zukommen zu lassen und mitzugehen, anstatt strikt auf die eigenen Verhaltensweisen und Pläne zu beharren. Sobald ich mir dieses Motto zu Herzen genommen habe, ging alles etwas einfacher und Dinge, die einen zu Beginn vielleicht etwas zum Verzweifeln gebracht hätten, konnte man dann mit einem Lächeln und Schulterzucken annehmen.

Gerne hätte ich die vollen fünf Monate in Indonesien verbracht und noch mehr kennengelernt und beeindruckende Natur bewundert. Leider wurde mein Aufenthalt durch die immer noch anhaltende COVID-19-Pandemie auf sieben Wochen verkürzt. Dennoch bin ich unfassbar dankbar für die unzähligen Erfahrungen, die ich in diesen Wochen machen durfte. Die Rückreise während eines Höhepunktes der Pandemie war ebenfalls eine Erfahrung für sich, das ist allerdings eine eigene Geschichte
Ilse Bichler, November 2020
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